Sie kennen das Internet der Dinge bzw. (Industrial) Internet of Things und fragen sich, wohin die Reise geht? Fragen wir doch die Zukunftsforschung!
Kurze Geschichte des Internets
In Zeiten der Digitalisierung kommt niemand mehr an Computerthemen vorbei. Aber Moment! Hand aufs Herz: seit wann gibt es diese Digitalisierung eigentlich? Das hängt vom Maßstab ab, den man anlegt.
- In der breiten Wahrnehmung der westlichen Welt tauchte Digitalisierung erst nach der Jahrtausendwende auf, als sich „dieses Internet„, wie es damals oft noch despektierlich genannt wurde, langsam ausbreitete. Zu dem Zeitpunkt hatten Sie vermutlich schon einen PC zuhause und vielleicht auch schon eine Internetleitung mit mehr als 56k- oder ISDN-Modem. Schon 1994 wurde Amazon gegründet, ab 1995 wurden im Online-Auktionshaus ebay Waren zwischen Privatpersonen gehandelt.
- Die Kommerzialisierung des Internet begann 1989 und damit fiel nicht nur ein eiserner Vorhang. Plötzlich war es dank dem Domain Name System (DNS) möglich, über Eingabe von www-Adressen und einem Browser – damals wahrscheinlich noch Netscape oder Opera – eine Website aufzurufen, die irgendwo auf der Welt von Pionieren des world wide web erstellt wurde. Zuvor waren schon in den 1960er Jahren globale Verbindungen entstanden; vor allem getrieben durch das Militär, befeuert durch den „Sputnik-Schock“. Die ersten E-Mails wurden in den späten 1970ern versendet.
- Schon im Jahr 1938 stellte Konrad Zuse den ersten modernen und vor allem digital arbeitenden Computer auf Grundlage von Transistoren fertig. Alle antiken Vorläufer funktionierten rein mechanisch (z.B. Abakus) und haben wenig mit dem Thema dieses Beitrags zu tun.Können wir uns für diesen Artikel darauf einigen, dass Digitalisierung und dessen Grundlagen – digitale Computer und Internet – erstens schon älter sind als gemeinhin anerkannt und zweitens ihr volles Potenzial noch lange nicht ausgespielt haben. Es hat gerade erst angefangen.
Vom Internet zum Internet of Things zum Internet of Everything
Mit den ersten vernetzten Rechnern wurde schnell klar, dass neben dem „Mooreschen Gesetz„, welches die exponentielle Verdopplung der Rechengeschwindigkeit und Speicherkapazität von Computersystemen bei gleichem Preis beschreibt, ein weiterer, mächtiger Mechanismus seine Wirkung entfalten würde. Das „Metcalfesche Gesetz“ besagt, dass in Kommunikationsnetzwerken der Gesamtnutzen proportional zur Anzahl der möglichen Verbindungen steigt, während die Kosten nur proportional zur Anzahl der Teilnehmer steigen. Übertragen auf das Internet hat die Kombination aus beiden Gesetzen rasant dazu geführt, dass immense Werte quasi aus dem Nichts erzeugt wurden allein durch die Vernetzung an sich. Dieser Wert lässt sich schwer quantitativ oder qualitativ bemessen, was nicht zuletzt durch eine „Dotcom“-Spekulationsblase im März 2000 tragisch belegt ist.
Heute nutzen wir alle das Internet ganz selbstverständlich. Wir googeln alles, was wir nicht selbst wissen, schlagen bei Wikipedia anstatt im Lexikon nach, bieten Waren auf Online-Tauschbörsen an, bestellen Bücher, Möbel und Lebensmittel im Internet. Ohne das Internet würden viele Regale in Ihrem Supermarkt anders aussehen, die Kommunikation mit Freunden und Verwandten über Landesgrenzen hinweg wäre schwer oder sehr teuer, und Sie würden erheblich weniger hochwertig produzierte Serien oder Katzenvideos von Hobbyveterinären konsumieren.
Als Folge der Miniaturisierung der Computerchips nutzt ein in Deutschland lebender Mensch 1,6 Handys, 95% der 14- bis 49-Jährigen nutzt ein Smartphone, immer mehr Wearables wie Smartwatches vernetzen die vorhandenen Geräte mit dem digitalen Zwilling der Besitzer, während die Datenströme in die Cloud (also in Rechenzentren irgendwo auf der Erde) führen und einen Mehrwert generieren. In der Industrie sind Anlagen und Geräte miteinander vernetzt, jeder heute verkaufte Neuwagen hat eine Internetverbindung, das Internet der Dinge ist Gegenwart. Hier gilt schon längst das Metcalfesche Gesetz: diejenigen Unternehmen, die die Geräte verkaufen, müssen nicht unbedingt den größten Umsatz machen. Eine Software-Schicht mischt sich sehr erfolgreich in die Erlösströme ein und Entwickler von San Francisco über Berlin und Tel Aviv bis Bangladesh verdienen mit.
Im Schnitt besaß im Jahr 2018 jeder deutsche Haushalt 500 vernetzte Geräte, weltweit sollen es bis 2020 rund 50 Milliarden sein. Der Trend ist ungebrochen: alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden. Ich weiß nicht, wer diese Feststellung als erstes machte, vermutlich jemand aus dem Silicon Valley. Übersetzt bedeutet dies – für dieses Thema -, dass alle Alltagsgegenstände in den kommenden Jahren mit IP-Adressen und Sendefunktion ausgestattet sein werden, darunter Bekleidung, Hausgeräte, Verpackungsmaterial, Möbel, Körper, innere Organe…
Kurze Zukunft des Internets: Das Omninet
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- Jedes Hörgerät, jeder Herzschrittmacher, jeder smarte Spiegel enthält inzwischen mehr Hightech als die Computer, die die Mondmission errechnet haben. Selbst der Gesundheitsbereich unterliegt natürlich inzwischen der freien Marktlogik – wo ein Angebot existiert, das ein (möglicherweise bis dahin unbekanntes) Bedürfnis befriedigt, kann weltweit die Märkte erobern.
- Bereits heute tragen über 50.000 Menschen weltweit einen NFC- oder RFID-Chip unter der Haut (t3n 2017), ich bin einer von denen. Heute lassen sich auf den etwa reiskorngroßen Implantaten Daten speichern, beispielsweise die Gesundheitsakte, Links zur Lieblingsmusik oder soziale Profile. Alles, was Sie mit einer Hotelzimmerkarte erledigen, kann der Chip; vorausgesetzt, das Kartenschreibgerät an der Hotelrezeption ist kompatibel damit. Alles, was eine Kreditkarte kann, wenn Sie damit kontaktlos an der Supermarktkasse zahlen, kann der Chip. Aus Insider-Gesprächen weiß ich, dass die großen Kreditkartenfirmen noch zögern, eine nennenswerte deutsche Bank jedoch an der Zulassung eines Banking-Prozesses arbeitet, um den Cyborgs das kontaktlose Bezahlen auch ohne Geldbörse zu ermöglichen.
- IBM hat 2017 angekündigt, in fünf Jahren das „lab on a chip“ auf den Markt zu bringen. Die Idee: ein Nanochip von der Größe weniger Nanometer wird in die Blutlaufbahn injiziert, um permanent Vital- oder Enzündungswerte des Menschen zu beobachten. Viele tödliche Krankheiten – darunter Brust- und Prostatakrebs – werden leider zu oft zu spät erkannt, da sie im frühen Stadium noch keine Beschwerden verursachen, wenn die Heilungschancen noch bei nahezu 100% liegen.
- Eine Handvoll Unternehmen entwickelt Kontaktlinsen, die mittels Computerchip nicht nur die Sehkraft auf bis zu 150% steigern, sondern auch virtuelle Informationen wie Navigationsdaten, ein Fußballspiel oder Wikipediaartikel einblenden können. Die Marktreife dieser Linsen, die sich nicht ausschließlich auf Menschen mit Sehschwäche konzentrieren werden, erwarte ich ebenfalls im Jahr 2022.
In den 2030er Jahren könnten Unternehmen wie Neuralink Minichips für den Einsatz im Gehirn auf den Markt bringen. Der Zweck: Speicherung von Gedanken in einer Cloud, Download von Wissen aus dem Internet, Optimierung der Denkleistung basierend auf KI.… und all diese Geräte sind mit dem Internet verbunden. Willkommen im Omninet, in dem Sie und Ihr digitaler Zwilling eine eigene IP-Adresse haben werden. Im Übrigen wird Ihr digitaler Zwilling eigene Entscheidungen treffen und anhand der Gesetzgebung als elektronische Person selbstständig haftbar dafür sein.
Erklärt mir bitte jemand, warum angesichts dieser revolutionären Fortschritte der vergangenen paar Jahrzehnte noch kein Schulfach Digitalisierung existiert, warum Beschäftigte nicht regelmäßig digital weitergebildet werden, warum es kein ernsthaftes Digitalisierungsministerium gibt und warum immer noch an der alten Wirtschaftslogik festgehalten wird?
Unsortierte Quellen
Wikipedia (2019): Digitalisierung, online: https://de.wikipedia.org/wiki/Digitalisierung, abgerufen am 19.05.2019.
Wikipedia (2019): Geschichte des Computers, online: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Computers, abgerufen am 19.05.2019.
Wikipedia (2019): Internet, online: https://de.wikipedia.org/wiki/Internet, abgerufen am 19.05.2019.
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